„Neue Wohnformen müssen Gesellschaft, Ökologie und Wirtschaft zu gleichen Teilen gerecht werden.“

Auf zwei ehemaligen Kleingartenarealen mit einer Fläche von rund 11 Hektar entstand in Wolfsburg mit den Hellwinkel Terrassen ein neues innovatives Quartier mit Modellcharakter. Das Projekt ist ein wesentlicher Teil der Wolfsburger Wohnbauoffensive, mit dem Ziel, der städtischen Wohnungsknappheit entgegenzuwirken und gleichzeitig den Ansprüchen an zukünftiges Zusammenleben zu begegnen. 

In urbanen Ballungsräumen ist Wohnraum heutzutage ein teures Gut: Wenige, innerstädtisch gelegene Baulandreserven, steigende Baukosten und die sozialen Veränderungen wirken sich auf Nachfrage und Verfügbarkeit bezahlbarer Wohnungen aus. Darüber hinaus wird die Bevölkerung in Deutschland immer älter: Für 2050 wird prognostiziert, dass über 30 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland 65 Jahre oder älter sein werden.

Die Herausforderung: „Die Vielfalt neuer Wohnformen muss sich auch in der Architektur widerspiegeln.“ 

Durch den demographischen Wandel und den steigenden Anteil von Ein-Personen-Haushalten wünschen sich immer mehr Menschen innovative Wohnungsgrundrisse, die mehr Lebensqualität bieten. Die klassischen Konzepte des Wohnungsbaus werden dem Bedarf nicht mehr gerecht und stellen Städte, Kommunen und auch Planer architektonisch vor neue Herausforderungen, die es unkonventionell zu lösen gilt. „Unsere Aufgabe ist es, nicht nur dem Wohnraummangel entgegenzuwirken, sondern auch die immer flexibleren Lebensentwürfe der Menschen im Blick zu behalten und darauf entsprechend zu reagieren. Wohnungsneubauten müssen zukünftig noch nachhaltiger gestaltet werden um lebenswerte, lebendige Quartiere zu schaffen“, berichtet Hans-Dieter Brand, Geschäftsführer der Neuland Wohnungsgesellschaft.

Ein Quartier mit Modellcharakter: Auf zwei ehemaligen Kleingartenarealen entstehen auf einer Fläche von rund 11 Hektar die Hellwinkel Terrassen. Auf drei Baufeldern realisiert die Neuland 150 barrierearme Mietwohnungen.

Die Neuland realisiert auf den Hellwinkel Terrassen kleinere, ca. 30 m² große Ein-Zimmer-Wohnungen für Singlehaushalte, größere Wohnungen mit bis zu 125 m² für Familien und zwei Gewerbeeinheiten.

„Die Identifikation mit dem Wohnort ist ein entscheidender Faktor“, weiß Hans-Dieter Brand. „Zunehmend werden die Abgrenzungen zwischen Wohnen, Arbeiten, und Unterhaltung ausgeweitet. Und auch Quartiere werden zu multifunktionalen Begegnungszonen.“

Dass die Neuland bereits aktiv innovative Lösungen bietet und unkonventionell auf den zukünftigen Anspruch an neuen Möglichkeiten des Zusammenlebens reagiert, wird beispielsweise an den Cluster-Wohnungen sichtbar, die von der Neuland in einem weiteren Bauprojekt in Wolfsburg aktuell realisiert werden. Mit ihren zukunftsweisenden Wohnungsgrundrissen und Organisationsstrukturen, durch eine Verbindung mehrerer Wohneinheiten mit kommunikativen Gemeinschaftsflächen, sind diese für den Wohnungsbau in Wolfsburg vollkommen neuartig.

Vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten in kleinen Gärten und gemeinschaftlichen Grünflächen schaffen viel Raum für neue Begegnungszonen.

Das Quartier als multifunktionale Begegnungszone: nachhaltig, lebendig und lebenswert.

Das Quartier: „Bauen für die Zukunft bedeutet bezahlbaren, qualitätsvollen und lebendigen Wohnraum zu schaffen.“

„Durch die Umwandlung der ehemaligen Kleingartenanlage zu einem Wohngebiet reagiert die Stadt nicht nur auf die große Nachfrage nach qualitätsvollem und bezahlbarem Wohnraum, sondern schafft gleichzeitig für rund 70.000 Einpendler einen Anreiz, sich in Wolfsburg niederzulassen“, so Hans-Dieter Brand. Auf drei Baufeldern realisiert die Neuland 150 barrierearme Mietwohnungen – darunter 38 geförderte Wohnungen für rund sieben Euro pro Quadratmeter. 18 Wohnungen werden rollstuhlgerecht gestaltet. „Auf den Hellwinkel Terrassen bauen wir kleinere, ca. 30 m² große Ein-Zimmer-Wohnungen für Singlehaushalte, größere Wohnungen mit bis zu 125 m² für Familien und zwei Gewerbeeinheiten“, berichtet Brand. Eine Pflege-Wohngemeinschaft und Wohnungen für das Projekt „Wohnstarter“ der Lebenshilfe werden ebenfalls von der Neuland umgesetzt. Dieses Projekt wird es zukünftig Menschen mit Behinderungen ermöglichen, erstmalig eine eigene Wohnung zu beziehen. 

Die Natur, die durch den Wegfall der Kleingärten verloren geht, wird durch vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten in kleinen Gärten und gemeinschaftlichen Grünflächen neu geschaffen. „Der Naturraum wird zunehmend ein wichtiger Bestandteil mitten in der Stadt, der zu einer hohen Lebensqualität beiträgt.“ Ein innovatives Regenwassermanagement zahlt auf die geforderte Nachhaltigkeit ein. „Wichtig ist es, immateriellen Bedürfnissen, wie ein gutes Wohngefühl oder die Identität mit dem Wohnort gerecht zu werden."

Die Kommunikation und der Austausch mit der Nachbarschaft gehört mit dazu. „Wir wollen trotz Verdichtung ein attraktives und gesundes Wohnen ermöglichen“, berichtet Hans Dieter Brand. „Zukunftsfähige Architektur muss vorausschauend geplant werden und den neuen Formen des Zusammenlebens gerecht werden. Sei es durch die Heterogenität der Wohnformen, der sozialen Durchmischung oder der Verknüpfung von Wohnen und Arbeiten. Nur auf diese Weise wird es unserer Meinung nach gelingen, städtebauliche Strukturen aufzuwerten.“ 

Die Umsetzung: hohe Anforderungen und detaillierte Gestaltungsvorgaben. 

Basierend auf dem ausführlichen städtebaulichen Gesamtkonzept des Büros SMAQ aus Berlin und den detaillierten Vorgaben in Form von drei Gestaltungshandbüchern, wurden die Bauwerke von der Neuland für einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Die „Reislinger Reihe“ wurde von Reichel + Stauth Architekten aus Braunschweig geplant und ist ein U-förmiges Gebäude, in dem die Erdgeschosswohnungen eigene, private Zugänge von der Straße aus erhalten. Die Braunschweiger Architekten entwarfen ebenfalls den „Wohnhof“: Zwei winkelförmige Gebäudekomplexe, die eine gemeinschaftliche Außenfläche umschließen. Gemeinsam mit der Iwb Ingenieurgesellschaft realisierte die Neuland das Modellprojekt „Zwilling“: zwei fast identische, sechsgeschossige Gebäude.

„In den Gestaltungshandbüchern waren nicht nur die unterschiedlichen Bautypologien und Geschosshöhen vorgegeben – auch sollten alle Bauwerke in monolithischer Bauweise erstellt werden“, berichtet Brand im Nachhinein. „Wir haben diese Vorgaben verwerfen müssen und haben uns in enger Abstimmung mit der Stadt auf eine wirtschaftlichere Mischbauweise geeinigt. Die funktionsgetrennte KS-Bauweise war an dieser Stelle nicht nur einfacher in der Ausführung, sondern auch kostengünstiger. Zudem konnten wir so die geforderten Geschossigkeiten problemlos und vor allem wirtschaftlicher umsetzen. Denn das eingesetzte Bausystem, mittelformatige Plansteine aus dem KS* Produktprogramm, bringen die geforderten Eigenschaften, wie Schall- und Brandschutz, aber vor allem die benötigte Tragfähigkeit mit“, so Brand.

 

Nachhaltig und wirtschaftlich: „Zukunftsfähiger Wohnungsbau benötigt ein entschiedenes Vordenken.“  

Die Zwillingsbauten stellen eine architektonische Besonderheit dar: Hier realisierte die Neuland die beiden Gebäudeabschnitte in jeweils unterschiedlicher Bauweise. Das eine Gebäude wurde in KS-, das andere in monolithischer Bauweise geplant und errichtet. Über die kommenden Jahre werden alle nachhaltigkeitsrelevanten Daten im Kontext der Errichtungs- und Instandhaltungskosten verglichen. „Damit etablieren wir ein Monitoring, das bei der Wahl der Baustoffe zukunftsweisend sein wird“, erklärt Brand. 

Die Zwillinge: Zwei Gebäude, die auf den ersten Blick identisch aussehen, aber in zwei unterschiedlichen Bauweisen realisiert wurden.

Die Neuland betreibt bei beiden Gebäuden über eine längere Zeit Monitoring für die Energieeffizienz. Die Ergebnisse werden bei zukünftigen Projekten berücksichtigt.

Hell, freundlich und offen gestalten sich die Wohnungen auf den Hellwinkel Terrassen.

Ein weiteres innovatives Verfahren hat sich für die Neuland bereits bei vergangenen Projekten als sinnvoll erwiesen und kam auch bei den Hellwinkel Terrassen zum Einsatz: Alle Bauausführenden kommen bereits bei Planungsbeginn zusammen an einen Tisch.

„Wenn man sich gemeinsam auf ein Kostenziel verständigt und das Know-how der Partner gebündelt wird, gestaltet sich der gesamte Bauprozess viel kooperativer und störungsfreier. So können wir unsere Bauprojekte nicht nur schneller, sondern auch deutlich kosteneffektiver realisieren und gleichzeitig unsere hohen Qualitätsstandards nachhaltig sicherstellen. Denn schließlich sollen unserer Wohnungen über die nächsten Jahrzehnte hinweg allen Bewohnern hochwertigen, bezahlbaren und lebenswerten Wohnraum bieten.“ 

Der Kopf hinter dem Projekt.

Hans-Dieter Brand studierte Architektur in Konstanz und ist seit fünf Jahren Geschäftsführer der Neuland Wohnungsgesellschaft mbH, die 1938 in Wolfsburg als kommunales Unternehmen und Tochter der Stadt Wolfsburg gegründet wurde. Mit rund 12.000 Wohnungseinheiten im Bestand ist sie der größte Anbieter von Mietwohnungen am Wolfsburger Wohnungsmarkt. Die enge Verbundenheit zur Stadt und auch der Stadtentwicklung wird deutlich durch die zahlreiche Wohn- und Lebensräume sowie Gewerbeflächen, die von der Neuland im Laufe der Jahre geschaffen, konzipiert und umsetzt wurden. Im Fokus der Wohnungsgesellschaft steht das Schaffen von bezahlbarem, hochwertigem und vor allem zukunftsfähigem Wohnraum, um individuellen Wohnansprüchen gerecht zu werden.

Bauaufgabe
Wohnungsbau
Lage
Wolfsburg
Architektur/Bauplanung
Reichel + Stauth Architekten | Iwb Ingenieurgesellschaft mbH
Bauherr
NEULAND Wohnungsgesellschaft mbH
Grundfläche
23329.00m²
Fertigstellung
2020

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