24. November 2025 | Energieeffizientes Bauen | Schallschutz

Leben in der grünen Krone der Stadt

Wohnpark am Triller

Mit dem Wohnpark am Saarbrücker Triller entstanden 34 Wohnungen und aktuell zwei Villen auf dem Gelände des früheren Röchlingparks. Seine Lage und seine Geschichte brachten neben großem öffentlichem Interesse auch eine Vielzahl an baulichen Herausforderungen mit sich.

 

Ist von einer Brache die Rede, denkt man an ein verwildertes Gelände oder einen Acker. Nicht so auf dem Saarbrücker Triller. Ein über 100 Jahre alter, parkähnlicher Baumbestand und mehrere historische Gebäude bilden hier den Röchlingpark – errichtet von dem Stahlmagnaten Carl Röchling. Nach dem Abbruch der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Familienvilla lag das Grundstück jahrzehntelang brach.

Der Weg zum Bebauungsplan

Seine Lage auf einer grünen Anhöhe mit historischen Straßenzügen bietet einen Ausblick über die Stadt. Dementsprechend hoch war das öffentliche Interesse. „Es gab schon viele Konzepte und Versuche, etwas aus dem Grundstück zu machen, die aber immer wieder scheiterten“, erinnert sich Simon Kosiol, Architekt und Partner beim verantwortlichen Büro BHK Architekten. Grund dafür war der sensible Umgang mit dem baulichen Maßstab sowie der Parklandschaft, der in den Entwürfen nicht die gewünschte Berücksichtigung fand.

Im Jahr 2017 entwickelte das Büro eine Konzeptstudie, auf deren Basis ein vorhabenbezogener Bebauungsplan entstand. Die Röchling-Nachkommen verkauften das Grundstück an die Triller Wohnpark GmbH und das Büro wurde mit der Planung und Realisierung beauftragt.

Triller

Über den Dächern Saarbrückens liegt der Wohnpark am Triller. Zurückhaltend und mit Respekt gegenüber der Vergangenheit gliedert er sich in den bestehenden Kontext ein.

Triller

Aus welchem Fenster man auch blickt: Die umgebende Parklandschaft ist allgegenwärtig.

Wohnen wie im Baumhaus

Das städtebauliche Konzept sieht die Wahrung der Parklandschaft vor: Alle Häuser besitzen polygonale Kubaturen – kein Gebäude gleicht dem anderen. Verbunden mit ihrer städtebaulichen Ausrichtung konnte man den historischen Baumbestand so weitestgehend erhalten.

Um trotz polygonaler Form funktionsfähige Grundrisse zu bieten, gibt es im Inneren größtenteils ein orthogonales System. Schlaf- und Nebenräume sind nach Norden ausgerichtet, die Wohnräume öffnen sich mit Panoramafenstern und Terrassen zur Stadt. Der Grünraum ist immer präsent. „Wenn man rausschaut, entsteht der Eindruck, als sei man in einem Baumhaus“, beschreibt Simon Kosiol die Aussicht.

Baustelle mit Herausforderungen

Was heute zur Wohnqualität beiträgt, war in der Umsetzung eine Herausforderung. Der Baumbestand musste während der Errichtung explizit geschützt werden, wodurch Stand- und Lagerflächen für Baumaschinen und Material begrenzt waren. Auch die Topografie und die engen Straßen der Altstadt erschwerten Grundstückserschließung und Baustellenlogistik. „Wir haben deshalb ein Verkehrskonzept erstellen lassen, um Lieferwege, Lagerplätze und die Standorte des Krans zu klären“, fasst Kosiol zusammen. 

Das architektonische Konzept von BHK Architekten verbindet historische Elemente, wie die die schmiedeeiserne Zaun- und Toranlage, das Teehäuschen (im Bild) oder die denkmalgeschützte Umfassungsmauer mit einer zeitgenössischen Gestaltung.

Vorfertigung auf Maß für individuelle Formensprache

Eine weitere Herausforderung war die Grundrissplanung. „Durch die variierenden kristallinen Formen mussten wir jedes Detail individuell anpassen“, schildert Kosiol. „Das galt natürlich auch für die Vorkonfektionierung.“ Das Projektteam entschied sich aus diesem Grund für das KS-Plus Planelemente Bausystem von KS-Original. Es basiert auf 998 x 498 mm großen Elementen aus Kalksandstein – im Falle des Triller Wohnparks mit einer Wanddicke von 240 mm für die Außen- und 200 mm für die Innenwände. Diese Regelelemente werden um Passelemente ergänzt, die im Werk entsprechend den Wandplanungen zugeschnitten werden.

Ihre Werksplanung schickten die Architekt*innen an die Isocom GmbH, ein Ingenieurbüro für Systemplanung. Dort wurden die Mauerwerkswände digital entsprechend des gewünschten Steinformats elementiert und für die Ausführung sowie die Fertigung durch das nahegelegene Kalksandsteinwerk optimiert. Dabei wurden auch die Stoßkanten berücksichtigt, um die benötigten Winkel der polygonalen Grundrisse zu realisieren. „Die Steine waren extrem präzise vorbereitet, sodass der Rohbauer kaum nacharbeiten musste und schnell vermauern konnte“, blickt Simon Kosiol zurück. „Dieser gesamte Prozess ist sehr ausgefeilt und hat den Ablauf deutlich vereinfacht.“

Glitzernde Fassade, schmiedeeisernes Tor

Auf das KS-Mauerwerk folgte eine 160 mm dicke mineralische Dämmschicht, die im Falle der Geschosswohnungsbauten mit einem hellen, abgetönten Putz verkleidet wurde. Glaseinstreuungen bringen ihn im Sonnenlicht zum Glitzern. Kombiniert wurde die Putzfassade mit bodentiefen Aluminiumfenstern sowie -verkleidungen im Sockelbereich – allesamt in einem Champagnerfarbton. Die Villen dagegen setzen sich mit einer beigefarbenen Klinkerfassade im Langformat von den Mehrfamilienhäusern ab. Die zurückhaltende Farbwelt sorgt für die gewünschte unauffällige Einbindung in den städtebaulichen Kontext und Grünraum. Letzterer hält bei näherer Betrachtung einige Details der Vergangenheit bereit. „Zum Beispiel gibt es weiterhin die große, repräsentative Auffahrt“, erklärt Simon Kosiol. Auch die schmiedeeisernen Zäune und die riesige Toranlage wurden durch einen Schlosser aufgearbeitet.

Die Geschichte des Trillers wird fortgeschrieben – mit anderer Nutzung und neuer Bebauung, aber nicht mit Verzicht auf seine Historie und die prägende grüne Krone, die aus der Ferne sichtbar ist.

Neben den individuellen Vorfertigungsmöglichkeiten des KS-Plus Bausystems kam der Baustoff Kalksandstein auch wegen seiner hohen Rohdichte zum Einsatz, die eine hohe Speichermasse sowie hohes Maß an Schallschutz mit sich bringt.

Simon Kosiol / Ralf Heinrich - BHK Architekten

Seit über 15 Jahren leiten Simon Kosiol und Ralf Heinrich das gemeinsame Büro BHK Architekten mit Sitz in Saarlouis. Das 13-köpfige Team ist überregional tätig und bearbeitet Projekte über alle Leistungsphasen hinweg. So vielfältig die Auftraggeber*innen – darunter neben privaten auch gewerbliche Bauherren, die öffentliche Hand, Wohnungsbauunternehmen und Investoren –, so vielfältig auch die Nutzungen. Sie alle werden durch die Philosophie vereint, dass gute Architektur nie eine Frage des Budgets, sondern das maßgeschneiderte Ergebnis aus Ort und Bauherr ist.

Bauaufgabe
Wohnungsbau
Lage
Saarbrücken
Architektur/Bauplanung
BHK Architekten
Grundfläche
19000.00m²
Fertigstellung
2024

ARTIKEL TEILEN

Projekt einreichen oder kommentieren.

Melden Sie sich an oder registrieren Sie sich, um eigene Projekte einzureichen oder diesen Artikel zu kommentieren.

Alle Projekte auch hier auf unserem Pinterest-Kanal