29. April 2025 | Brandschutz | Schallschutz

Resiliente Struktur, flexible Nutzung

Auf dem Trierer Petrisberg entstand im Rahmen einer umfangreichen Konversion das Quartier „École Maternelle“, das auf die Pläne von ROSA Wirtz Architektur zurückgeht. Sein repräsentativster Baustein ist eine Wohnzeile, die auf Kommunikation, Flexibilität und Einfachheit setzt.

Bis zu ihrem Abzug im Jahr 1999 wurde das Gelände von der französischen Armee genutzt, die auch namensgebend für den Neubau war. Das Quartier École Maternelle ist nur ein kleiner Teil des 70 Hektar großen Konversionsareals, der aber im städtebaulichen Kontext eine wichtige Rolle spielt. „Es liegt genau an der Nahtstelle zwischen dem Grünraum des Petrisparks und dem nun anstehenden Konversionspaket im Nordosten“, sagt Architektin Sabrina Wirtz. „Insofern sehen wir es einerseits als Auftakt des Ensembles und andererseits als Vermittler zwischen dem öffentlichen Raum im Westen und der geschützten Nachbarschaft im Osten.“

Ein neuer Baustein für den Petrisberg

Im Jahr 2018, nach langjähriger Mitwirkung an der städtebaulichen Konzeption, wurden Roger und Sabrina Wirtz mit ihrem in Frankfurt am Main ansässigen Büro ROSA Wirtz Architektur für die Planung beauftragt. In fünf Gebäuden entstanden 81 Wohnungen über einer Tiefgarage, um den ruhenden Verkehr im öffentlichen Raum zu vermeiden. Der Wohnungsmix ist vielfältig und deckt unterschiedliche Haushaltsstrukturen sowie Erwerbssituationen ab: kompakte, kleine Wohnungen, altengerechte Angebote und reihenhausartige Typen in Form von Maisonette-Wohnungen.

Von Scheiben und Achsen

Diese Flexibilität spiegelt sich auch im Wohnriegel wider, den die Architekt*innen in drei Scheiben aufteilten: Zwischen einer Loggienzone zur Straßenseite und einem hofseitigen Laubengang liegt der Wohnraum. Mit ihren wechselnden Breiten und Höhen deuten die Loggien bereits das Prinzip im Inneren an. „Wir haben den langen Baukörper in 13 Achsen unterteilt. Jede Achse beinhaltet eine Wohnung mit Küche und Bad, einen Freisitz nach Westen und ist über den Laubengang zum Hof erreichbar“, erklärt Wirtz. Die Wohneinheiten können je nach Bedarf horizontal und im Grunde auch vertikal miteinander verbunden werden. Grundlage dafür ist die robuste Grundstruktur: tragende Außenwände aus Kalksandstein mit einem innenliegenden Stützensystem aus Stahlbeton. ROSA trennten das Tragwerk bewusst vom Ausbau, die Haustechnik wurde mit einem Schacht pro Wohneinheit mittig angelegt. „Diese klare Trennung von Tragwerk, Ausbau und Haustechnik hat die Planung deutlich vereinfacht und wird auch zukünftige Umbauten mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich machen“, so die Architektin.

Über die ebenfalls vorgestellte Laubengangstruktur werden die Wohnungen erschlossen, gleichzeitig dient sie als kommunikative Zone für die Bewohner*innen.

Wie ein Setzkasten wurde die 1,80 Meter tiefe Loggienzone vor das viergeschossige Wohngebäude gestellt.

Einfach gebaut bis ins Detail

„In der Vergangenheit ging es im Sinne des effizienten Bauens häufig eigentlich nur darum, immer mehr Schichten mit spezifischen bauphysikalischen Funktionen hinzuzufügen“, heute ist Sabrina Wirtz dankbar, wenn sie einem konstruktiven Detail ansehen kann, wie es gedacht und gemacht ist – ganz im Sinne des vereinfachten Bauens.

Das zeigt sich auch in der Bauweise der neuen Wohnzeile. Das Kalksandsteinmauerwerk wurde mit dem Bausystem KS-Plus von KS-Original umgesetzt. Es kombiniert 998 x 498 mm große Regelelemente mit vorgefertigten Passelementen. Grundlage dafür waren werksseitig elementierte Wandabwicklungspläne. So konnten die großformatigen Elemente vor Ort den entsprechenden Wandabschnitten zugeordnet und mit einfach zu bedienenden Versetzgeräten vermauert werden. Darüber hinaus schätzt die Architektin auch die hohe Druckfestigkeit des Kalksandsteins, die zu relativ geringen Wanddicken führt und so Fläche spart. Außerdem biete er gute Schall- und Wärmeschutzeigenschaften bei vergleichsweise niedrigem Primäreenergiebedarf.

Der Grundriss wiederum wurde geschossweise in 13 Achsen unterteilt, denen jeweils eine Wohneinheit zugeordnet wurde. Die Wohnungen können je nach Bedarf sowohl horizontal als auch vertikal zu größeren Einheiten zusammengeschaltet werden.

ROSA Wirtz Architektur gliederte das Wohngebäude in drei Teile: die Loggienzone zur Straßenseite, den Innenraum der Wohnung und die Erschließungszone auf der Hofseite.

Die hofseitige Fassade schafft zudem den Übergang zu den vier weiteren Wohngebäuden.

Rankgitter an den vertikalen Erschließungsbereichen sorgen in den kommenden Jahren für eine natürliche Fassadenbegrünung.

Mehr als nur Erschließung

Sowohl die Loggienzone als auch der Laubengang wurden den Außenwänden als selbsttragende Stahlbetonkonstruktionen vorgesetzt, gedämmte und ungedämmte Bauteile sind so klar voneinander getrennt. Jede Wohnung erhielt eine 1,80 Meter tiefe Loggia als privaten Außenraum, die Laubengänge dienen mit einer Mindestbreite von 1,50 Meter der barrierefreien Erschließung.

Die Außentreppen wurden mit einem Rankgerüst versehen, an dem seit der Fertigstellung des Quartiers Pflanzen emporklettern und das Gebäude begrünen. Eine ebenso „natürliche“ Aneignung findet in den Laubengängen statt. „Wir planen zwar in erster Linie Gebäude. Mit der architektonischen Lösung prägen wir aber immer auch das Verhalten der Menschen, die sie benutzen“, erklärt Sabrina Wirtz. Und so gibt es immer wieder Auskragungen in Form von Balkonen, die von den Bewohner*innen als weiterer Außenraum genutzt werden. Mal stehen dort Tische und Stühle, mal ein Fahrrad. „Jedes Mal, wenn wir vorbeikommen, ist es schön zu sehen, wie sich das innerhalb der Nutzungsphase und mit den Jahreszeiten verändert, wer sich dort aufhält und kümmert. Das zeigt uns, dass die Idee dieser kommunikativen Zone aufgegangen ist“, so die Architektin abschließend.

Bauaufgabe
Wohnungsbau
Lage
Trier
Architektur/Bauplanung
ROSA Wirtz Architektur
Grundfläche
13000.00m²
Fertigstellung
2022

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