Wohnquartier Von-Dorgelo-Straße in Lohne

Wie bezahlbarer Wohnraum mit Planelementen entsteht

Wohnungen zu erschwinglichen Mietpreisen sind auch im niedersächsischen Lohne knapp. Um den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten, entstand innerhalb weniger Monate im Süden der Stadt eine Wohnanlage aus neun Häusern mit insgesamt 60 Wohnungen. Da die Gebäude für einen raschen Bezug und die günstige Miete schnell und wirtschaftlich errichtet werden sollten, ohne Kompromisse in puncto Schall-, Brandschutz und Wohnkomfort einzugehen, entschieden sich die Baubeteiligten für eine massive Bauweise mit großformatigen Kalksandstein-Planelementen des Bausystems KS-PLUS.

Zwischen teuren Eigentumswohnungen und öffentlich geförderten Sozialwohnungen hat sich in den letzten Jahren eine breite Kluft auf dem Wohnungsmarkt aufgetan. Dringend fehlen Angebote an kostengünstigen, aber gleichzeitig ansprechenden Wohnungen mit ausreichend Platz und einer zeitgemäßen Ausstattung. Vor allem Familien und Senioren mit durchschnittlichen Einkünften bekommen diesen Mangel immer deutlicher zu spüren und suchen lange nach etwas Passendem. Die Städte und Gemeinden sind also dringend in der Pflicht zu reagieren. Doch meist sind freie Grundstücke Mangelware.

Fronansicht Mehrfamilienhaus in der Von-Dorgelo-Straße in Lohne

Pläne für Nachverdichtungen oder die Umnutzung von ehemaligen Gewerbeflächen für die Stadtentwicklung werden also interessant  Auch die Stadt Lohne sieht gerade in Letzterem eine Möglichkeit, um neue Wohnquartiere entstehen zu lassen.So beschlossen 2016 die Stadtverordneten, den Bebauungsplan für ein Grundstück am südlichen Stadtrand, das bislang für Sport- und Gesundheitseinrichtungen vorgesehen war, zugunsten von Wohnbebauung zu ändern. Damit war der Weg frei, einen Investorenwettbewerb für die 9.200 Quadratmeter große Fläche auszuschreiben mit einigen Bedingungen: Die Nettokaltmiete durfte 6,50 Euro pro Quadratmeter nicht überschreiten und sich über einen Zeitraum von fünf Jahren nicht ändern. Außerdem war eine heterogene Bewohnerstruktur gefordert, das heißt 40 Prozent der Wohnungen mussten für Familien ausgelegt sein, 30 Prozent für Singles und weitere 30 Prozent für Senioren. Das Unternehmen Siemer Projektentwicklung setzte sich mit den Entwürfen des Architekten Thomas Haves gegen acht Mitbewerber durch. Vor allem die räumliche Gliederung der Bauten auf dem Grundstück gefiel der Wettbewerbsjury.

Zufahrten zu den Mehrfamilienhäusern in der Von-Dorgelo-Straße in Lohne

Wohl proportioniert und abwechslungsreich strukturiert

Neun zweieinhalbgeschossige Häuser sind hufeisenförmig auf der von hohen Bäumen eingefassten Grundstücksfläche angeordnet. Der Lohner Architekt Thomas Haves erläutert sein Konzept: „Wir wollten eine aufgelockerte Bebauung mit Gebäuden, die einer gemeinsamen Gestaltungsidee folgen, sich aber in der äußeren Erscheinung und in der inneren Aufteilung voneinander unterscheiden. Eine monotone Wohnanlage wie auf einem Kasernengelände kam überhaupt nicht infrage, um die 60 Wohnungen unterzubringen.“

Die Bauten sind in ihrer Grundform als Quader gestaltet, doch Vor- und Rücksprünge in der Fassade, die zurückgesetzten zweiten Obergeschosse, unterschiedliche Balkone und Terrassen sowie eine differenzierte Gebäudehülle aus weißem Putz in Kombination mit einem hellbeigen Verblender lassen jedes Haus zu einem Unikat werden. Die Wohnungen sind zwischen 55 und 110 Quadratmeter groß, aufgeteilt auf zwei, drei und vier Zimmer. Die Grundrisse sind so konzipiert, dass in den meisten Wohnungen der Bereich für Wohnen, Essen und Kochen offen gestaltet ist, nur die privaten Rückzugsräume sind kleinteiliger gehalten. Fast alle Appartements bieten Barrierefreiheit. Zum Energiekonzept gehört, dass die im KfW-55-Standard gebauten Häuser mit einer bedarfsgerechten Abluftablage und Fußbodenheizung ausgestattet sind. Darüber hinaus unterstützen Solarkollektoren auf dem Dach die Warmwasserversorgung sowie die Heizungsanlage, die übrigen Dachflächen werden begrünt. „Wir wollten bezahlbaren Wohnraum schaffen und architektonisch anspruchsvoll bauen“, sagt Ramin Dormichian, Geschäftsführer des Unternehmens Siemer Projektentwicklung. „Wir unterscheiden uns von vielen Bauträgern, indem wir als Investor die realisierten Projekte nicht verkaufen, sondern bis zum Ende ihres Lebenszyklusses im Bestand halten und verwalten. Wir rechnen also langfristig, bauen qualitativ hochwertig und nachhaltig. Daher wählen wir seit Jahren Kalksandstein als Baustoff.“

Massiv gebaut in KS* Bauweise mit XL-Elementen

Kalksandstein hat sich seit über einem Jahrhundert als Baustoff bewährt. Gerade im Wohnungsbau überzeugt er mit seinen vielen Vorzügen: Durch seine hohe Rohdichte und Steindruckfestigkeit ermöglicht Kalksandstein schlanke und statisch hoch belastbare Wandkonstruk-tionen mit hervorragenden Schallschutzeigenschaften. Das schafft zusätzliche Wohnfläche – ein Raumgewinn von bis zu 7 Prozent ist möglich –, spart Material und reduziert die Baukosten. Zudem sorgt seine hohe Wärmespeicherfähigkeit für ganzjährig gleichmäßig behagliche Temperaturen in den Wohnungen.

Vogelperspektive Mehrfamilienhäuser in der Von-Dorgelo-Straße in Lohne

Da er als nicht brennbar (Baustoffstoffklasse A1) deklariert ist, punktet Kalksandstein auch hinsichtlich des Brandschutzes. Und dank der Formatvielfalt von KS* können sich Planer und Bauherren stets darauf verlassen, für ihr Projekt das optimale Produkt einzusetzen. So auch in Lohne, wo verschiedene Faktoren eine Rolle bei der Wahl des geeigneten Steinformats spielten: „Wir hatten ja auch die Vorgabe der günstigen Miete sowie einen engen Zeitrahmen zu berücksichtigen“, betont Ramin Dormichian. „Daher war für uns ein wirtschaftlicher Planungs- und Bauprozess wichtig.“ Mit anderen Worten: Die Realisierung der Wohnanlage musste schnell, preisgünstig und flächenoptimiert geschehen. Für die Außen- und Innenwände kamen deshalb großformatige Kalksandstein-Elemente des Bausystems KS-PLUS von KS* zum Einsatz. Die maßgenau gefertigten Wandelemente werden „just in time“ auf die Baustelle geliefert und mithilfe der Verlegepläne, einfach zu bedienenden Versetzgeräten sowie des integrierten Nut-und-Feder-Systems zügig montiert. Ergänzend zu den Standardelementen lassen sich ebenso alle notwendigen Passelemente computergestützt werkseitig planen, zuschneiden, vornummerieren und wandweise palettieren. Auf das KS-Mauerwerk wurde anschließend eine Dämmung aus Mineralwolle aufgebracht, den äußeren Abschluss der Fassade bildet ein harmonisches Zusammenspiel aus verputzten und verblendeten Flächen.

Baustelle Von-Dorgelo-Strasse in Lohne
Verladung der Kalksandsteine auf der Baustelle

„Die Gebäude wirken so optisch leichter, weniger kompakt“, sagt Architekt Haves. Mit der mehrschaligen Bauweise liegt der Planer auch bauphysikalisch auf der sicheren Seite, denn die Trennung des Wandaufbaus in die Funktionsschichten „Tragen“, „Dämmen“ und „Witterungsschutz“ kombiniert verschiedene Baustoffe mit den jeweils günstigsten Eigenschaften in einem Schichtenaufbau. Das Projekt in Lohne zeigt eindrücklich, dass mithilfe der bewährten KS* Bauweise solide, wertbeständige und wohngesunde Bauwerke entstehen und darüber hinaus mit der Wahl des großformatigen Systems KS-PLUS eine schnelle und effektive Lösung für das Wohnraumproblem zur Verfügung steht.

Wohnquartiere in der Von-Dorgelo-Straße mit Balkonen und Stellplätzen
Eingangsbereich und Treppenhaus
Balkone Von-Dorgelo-Straße in Lohne
Bauaufgabe
Wohnungsbau
Lage
Lohne
Architektur/Bauplanung
Architekturbüro HAVES + HOGT PartGmbB
Bauherr
Siemer Projektentwicklung GmbH & Co. KG
Grundfläche
9263.00m²
Fertigstellung
Januar bis September 2019
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