Kubisches Wohnhaus aus massivem Kalksandstein

Ruhepol in heterogener Umgebung

Geometrische Körper für ein Wohnhaus im Münsterland: Ein schlichter Kubus mit dunkler Klinkerfassade wird ergänzt von einem quaderförmigen Carport aus Sichtbeton. Zusammen bilden sie ein klar gestaltetes Ensemble in einer baulich uneinheitlichen Wohnsiedlung. Passend zu seinem ruhigen, soliden Charakter wählten die Planer für den Wohnkubus eine massive Tragwerkskonstruktion aus Kalksandstein im System KS-ORIGINAL.

Kubisches Wohnhaus mit KS* Frontansicht

Die Fronantsicht des kubischen Wohnhauses wirkt zurückhaltend und schlicht elegant.

Im Zentrum eines kleinen Ortes in der Nähe von Oelde (Münsterland) fand eine junge Familie ein fast 860 Quadratmeter großes Grundstück für ihr Wohnhaus. Mit dessen Planung und Bau betrauten die Bauherren das Büro Architekten Spiekermann aus Beelen mit dem Wunsch, dort nicht die typische Satteldacharchitektur der Nachbarschaft aufzugreifen, sondern vielmehr eine einfache, geradlinige Formsprache zu realisieren. Oliver Spiekermann, Geschäftsführer des beauftragten Architekturbüros, sagt dazu: „Wir entwarfen ein Wohnhaus mit einer reduzierten Architektursprache, das gleichzeitig über die verwendeten Materialien eine Verbindung zu seiner Umgebung schafft.“

Kubisches Wohnhaus mit KS* Seitenansicht

Seitenansicht des Wohnhauses mit ällmählicher Öffnung zum Garten hin.

Sachlich-stilvolle Eleganz

Das fast quadratische zweigeschossige Wohnhaus zeigt sich zur Straße unaufdringlich und nahezu geschlossen. Um den massiven Charakter zu betonen, ist der Kubus mit einem anthrazitfarbenen Klinker im Langformat bekleidet. Das Wohnhaus wird ergänzt von einem breiten, offenen Anbau aus Sichtbeton. Gibt sich der Bau zum öffentlichen Straßenraum noch zurückhaltend, öffnet er sich hingegen allmählich über die Flanken, um auf der privaten Gartenseite über großzügige Übereckverglasungen im Erdgeschoss sowie über bodentiefe Fenster im Obergeschoss viel Licht und Luft ins Innere zu holen.

Vom Öffentlichen zum Privaten

Dass sich der Bau von der Straßen- zur Rückseite öffnet, spiegelt sich in der Grundrissgestaltung des Erdgeschosses wider. Rund um den Eingang ist die Raumeinteilung kleinteilig: Auf der einen Seite des langgezogenen Foyers liegen ein Gästebad und der Hauswirtschaftsraum, gegenüber befindet sich ein Büro. Auch die wie ein Faltwerk anmutenden Betontreppe ins Obergeschoss ist dort situiert. Der Eingang mündet schließlich in einem großen Raum für das Wohnen, Essen und Kochen. Folgt man hingegen der „schwebenden“ Treppe in die private obere Etage, ist die Raumaufteilung wieder stärker gegliedert: Rund um die Diele sind drei Schlafräume, eine Ankleide sowie ein großes Bad angeordnet.

Kubisches Wohnhaus mit KS* Rückansicht

Die Rückansicht des Kubus gibt Einblicke ins Innere.

Einheit von Entwurf und Konstruktion

So minimalistisch wie der architektonische Entwurf ist auch die Auswahl der verwendeten Materialien. Zum Einsatz kamen wenige, aber qualitätvolle und langlebige Baustoffe: Klinker, Sichtbeton, Cortenstahl, Zementestrich und Putz im sichtbaren Bereich sowie Kalksandstein als massive Tragkonstruktion. Oliver Spiekermann dazu: „Wir legen bei unserer Architektur Wert darauf, dass der Bezug zur westfälischen Tradition erhalten bleibt. Sowohl der Klinker als auch der Kalksandstein sind für unsere Region typisch.“ Auch wenn sich der Kubus von seiner Form her also deutlich von den Nachbarbauten abhebe, so Spiekermann weiter, stünde er über die beiden Baustoffe in einer direkten Beziehung zum Umfeld.

Kubisches Wohnhaus mit KS* in der Dämmerung

Der Kubus mit Tragwerk aus Kalksandstein in der Dämmerung.

Treppe und Gartenblick
Treppe

Vor allem Kalksandstein ist für das Architekturbüro bei den Projekten stets das bevorzugte Konstruktionsmaterial, da er hoch tragfähig, gut schalldämmend und nicht brennbar ist, vor sommerlicher Hitze schützt und in Kombination mit Dämmstoffen die Wärmeschutzanforderungen im Winter erfüllt. Die Flexibilität in allen Bauphasen ist für Oliver Spiekermann ebenso entscheidend: „Mit Kalksandstein können wir sogar noch auf der Baustelle spontan auf Änderungen, beispielsweise bei Fenstergrößen, reagieren.“Für die Wandkonstruktion des Wohnkubus wählten die Planer Ratio-Plansteine von KS*. Die Kalksandsteine im handlichen Format sind mit einem Nut- und Federsystem ausgestattet, sodass sie schnell und einfach ohne Stoßfugenvermörtelung im Dünnbettmörtel verarbeitet werden. Der Einsatz des Mörtelschlittens und eines Versetzkrans beschleunigt den Bauablauf zusätzlich. Die Außenwände sind mehrschalig als KS-Funktionswand ausgebildet: Die innere Schicht besteht aus 17,5 cm starken Kalksandsteinen, darauf folgt die Wärmedämmung sowie die abschließende Klinkerfassade. Mit der Trennung des Wandaufbaus in die Funktionsschichten „Tragen“, „Dämmen“ und „Witterungsschutz“ kombiniert der Architekt verschiedene Baustoffe mit den jeweils günstigsten Eigenschaften in einem Schichtenaufbau und liegt so bauphysikalisch auf der sicheren Seite.

Schnörkellos und klar präsentiert sich das Einfamilienhaus bei Oelde und genauso solide und funktional ist das Materialkonzept. Architekten Spiekermann haben dort ein rundum gelungenes Gebäude geschaffen, das als Vorbild für das Bauen in der ländlichen Region dienen kann.

Büroprofil

Seit 1965 plant, entwirft, zeichnet, koordiniert und baut das Büro Architekten Spiekermann im münsterländischen Beelen. Die Projekte im Architekturstil zwischen Tradition und Moderne reichen von Klinkerbauten mit Satteldach bis zu zeitgenössischen Flachdachhäusern und von Carports bis zu Gewerbehallen. Das Team besteht aus sechs Architekten, vier Bauingenieuren, vier Bauzeichnern, einem Auszubildenden, zwei Werkstudenten und einer Geschäftsleitungsassistentin.

Bauaufgabe
Wohnungsbau
Lage
Oelde
Architektur/Bauplanung
Architekten Spiekermann
Bauherr
privat
Jahres-Primärenergiebedarf
69kWh/m²
Grundfläche
855.00m²
Fertigstellung
2014
Autor

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